Noch immer sind wir mit unserem Monstermobil, einem für unseren Geschmack überdimensionierten Wohnmobil, an der französischen Atlantikküste unterwegs. Wir waren knapp eine Woche auf der Ile de Ré und haben uns nun rund 400 Kilometer in Etappen die Küste entlang bis nach Biarritz, dem Zentrum des französischen Baskenlandes vorgearbeitet.
Die Küste wird mir mit jedem Tag sympathischer. Wieder ändert sich die Landschaft komplett. Was vorher bretteben und mit kilometerlangen Sandstränden gezeichnet war, wird nun hügelig. Das Strandvergnügen findet in kleineren Buchten statt.
Biarritz klingt in meinen Ohren. Ein Sehnsuchtsort, der mich schon lange reizt und dann doch enttäuscht hat. Wunderschön ist das bekannte mondäne See- und Heilbad an der französischen Atlantikküste. Damals kaiserliche Sommerresidenz. Leider ist das Städtchen touristisch so dermaßen überfüllt, dass es uns trotz seiner Anmut kein Vergnügen bereitet hat. Selber schuld, wir sind in der Hochsaison unterwegs. Doch was bleibt uns anderes übrig mit schulpflichtigem Kind?
Dennoch bietet Biarritz einen äußerst chilligen Stadtstrand namens Cotes-des-Basques.
Dort parken wir lässig mit Blick aufs Meer, setzen Tee auf und beobachten lernwillige Surfer und Cracks. Ganz ehrlich, ich muss gar nicht ins Wasser, hier in der Sonne mit sanfter Brise lässt es sich hervorragend aushalten.
Stellplätze gibt es bei Biarritz keine empfehlenswerten, Campingplätze nur zum Preis eines Mittelklassehotels.
Nach entnervendem Suchen, das Los der Roadtrip-Camper, werden wir aber fündig und für die Strapazen entlohnt. Wir landen auf einem Community Campingplatz in Guéthary (Merken: Geheimtipp!) mit Meerblick, schnuckeligen, kleinen Strand und hervorragender Sundowner-Beachbar zwischen Biarritz und Saint-Jean-de-Luz – schlagen also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Saint-Jean-de-Luz hatten wir ohnehin als letztes Etappenziel auserkoren.
Mittlerweile sind wir fast drei Wochen unterwegs und wollen mehr zur Ruhe kommen. Wir streichen die spanische Seite des Baskenlandes gedanklich und praktisch in unseren Reiseplänen und genießen die letzten Tage in vollen Zügen.
Der Mann kümmert sich um seine Surfkarriere und ich lege meine ad acta. Ein As wird aus mehr eh keines mehr.
Spanisches Flair und französisches Savoir Vivre
Auch Saint Jean de Luz „erradeln“ wir uns. Von Guéthary geht es nur bergab an der Küste entlang. An den Rückweg denken wir vorerst nicht!
Spanisches Flair erwartet uns, kleine Gassen, deren Schönheit man allerdings mit zu vielen Touristen teilen muss. Der geschützte Strand ist für Kinder ideal, uns aber auch zu voll.
Dann lieber in den Chill-Modus verfallen und den Rückzug mit Musik und einem guten Buch antreten.
Die Sun-Downer Beachbar wird zum zweiten Zuhause. Dorthin bestellen wir unsere Freunde aus Deutschland, die sich auch in der Gegend aufhalten und versumpfen gnadenlos.
Der Abschied nach dieser netten Nacht fällt uns schwer. Schließlich sind wir gerade erst richtig gelandet in der amüsanten Welt der nach Unabhängigkeit suchenden Bus- und Wohnmobilcamper.
Die Kontaktaufnahme untereinander geht so: Langsame Annäherung an das Gefährt mit intensiver Begutachtung des Modells und Nummernschildes, dann ein salopper Kommentar, schon ist man mitten im Gespräch. „Ihr fahrt schon wieder? Wie schade!“ Finden wir auch und zum Trost gönnen wir uns Eis und das Dessert du Jour. Wobei sich die üblich südländische Gewichtsfrage stellt. Wie machen die das nur, bei all den Leckereien so schlank zu bleiben?
Heimweh nach der Ferne
Den letzten Etappenstopp nach München streichen wir. Genf sollte es sein, einmal das UN Hauptquartier live sehen, aber seit Bordeaux begleitet uns durchgehend Dauerregen. Was für ein Empfang!
Zurück in München, in meinem eigentlich kuscheligen Bett, vermisse ich etwas: die Geräusche der Natur. Ich höre nichts. Keine Brise, kein Meeresrauschen, selbst den Dauerregen kann ich nicht aufs Dach prasseln hören.
Mir fehlt unser gemütliches Monstermobil. Es ist uns allen schon ans Herz gewachsen. Die Kinderbande der Nachbarschaft bespielt es noch ausgiebig und erhebt lauthals Einspruch, als wir es zurückgeben müssen. Trotz Kassensturz, der Inhalt der Bandenkasse reicht nicht aus, um es als neues Hauptquartier zu erwerben.
Auch wenn mir klar geworden ist, dass ich nicht zum Wohnmobilisten geboren bin, eins weiß ich schon genau, das war nicht die letzte Reise im Campervan. Aber Südeuropa in der Hauptsaison werde ich künftig meiden!
Bilder: ©HiddenGem
15 Comments
[…] Wie es in dem mondänen Seebad so zugeht und wo die besten Wellen und Camper-Hotspots dort zu finden sind, lest ihr in Teil II unseres Roadtrips entlang der französischen Atlantikküste. […]
[…] – Französischen Atlantikküste und Baskenland im Wohnmobil Teil II […]
Hi 🙂 Super Urlaubsbericht, aber sag mal, was meinst du mit Community Campingplatz in Guéthary (Merken: Geheimtipp!) ?? Kannst du mir den Platz vielleicht bei Google maps markieren? Oder erklären wie ich dort hin komme? Kann das einfach nicht finden. Ich fahre nächste Woche mit meinem Bulli für 2 1/2 Wochen an den Atlantik zum Surfen 🙂
Vielen Dank im Voraus und einen schönen Sonntag!
Viele Grüße,
Jacqueline
Hallo Jacqueline,
der Campingplatz heißt „Municipal Chibau Berria“. Ein Leser hat mir das verraten. Ich hatte selbst keinen Namen mehr parat. Der Platz ist nichts Besonderes, aber direkt in erster Reihe am Meer (Blick allerdings nur ganz am Rand über die Hecke 😉 und er war erfreulich günstig in Anbetracht der Kosten für französische Campingplätze. Außerdem war er fast leer. Aber das Problem werdet ihr jetzt evtl. nicht mehr so haben. Die Hochsaison ist ja durch. Zum Strand führt ein kleiner Weg hinunter und am zweiten Strandabschnitt ist auch die besagte Bar, die zum Sundowner wirklich sehr lässig war.
ww.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g187089-d3329767-Reviews-La_guinguette_d_erromardie-Saint_Jean_de_Luz_Basque_Country_Pyrenees_Atlantiques_.html
Mit dem Fahrrad könnt ihr nach Saint Jean de Luz auch radeln, falls ihr welche dabei habt. Es ist ein bisschen hügelig. Falls ihr surft ist der große Strand zwischen Guethary und Biarritz prima.
Viel Spaß und gute Reise!
Eva
Super Bericht! Wir wollen im Sommer auch an die Atlantikküste fahren und so bin ich auf deine Seite gekommen.
Mich würden noch ein paar Punkte interessieren:
Wie habt ihr die Stellplätze gefunden, hattet ihr einen Stellplatzführer, Internet oder seid ihr auf gut Glück herumgefahren?
Wie lange bliebt ihr ca. an einem Platz? Wenn man sich alles anschaut, würde man ja 2 Monate unterwegs sein…
Wie viele Stunden seid ihr von München bis zum Atlantik gefahren? Wir starten in der Nähe von Graz/A und ich neige leicht, die Fahrzeit als zu optimistisch einzuschätzen.
LG. Johannes
Hallo Johannes, wir haben viel gesucht und unser Glück versucht. Wir hatten aber auch zwei Stellplatzführer- einer davon war der vom ADAC und wie ich im Artikel erwähnt habe sind die kostenlosen Surfmaps super. Dort sind Camping, Park- und Stellplätze verzeichnet. Du bekommst sie in Bars, Restaurants und diversen Läden. Wir bleiben je nachdem wie es uns gefällt zwischen 2 und 5 Tage an einem Ort und machen dann Ausflüge mit dem Fahrrad. Von München sind wir ca. 12-14 Stunden gefahren. Wir haben aber einen Zwischenstopp eingelegt. Wir haben die Fahrzeit auch unterschätzt aber mit dem Mobil kommt man einfach nicht so voran wie man das gerne hätte.
Schöne Reise!
Hallo Eva
Uns hat dein Urlaubsbericht auch sehr begeistert!
Wir haben vor im Spätsommer an die Atlantik küste und weiter nach Portugal zu fahren. Wir sind schon im Vorruhestand und haben GsD etwas länger Zeit ?
Uns interessiert auch dein Stellplatz Geheimtipp
(auf Anfrage)aus dem1.Bericht !
Würden uns ser freuen, wenn du ihn uns verrätst.?
Vielen Dank und liebe Grüße
Regine
Liebe Regine, schau doch mal in den Kommentaren in dem genannten Artikel, dort habe ich ihn verraten. Die Reise liegt nun doch schon eine Weile zurück. Ich kann leider nicht sagen, ob alles noch so ist wie vor fast drei Jahren.
Hallo Eva,
Sehr schön beschrieben . Wir planen unsere Tour mit unseren Womo im Juni. Die Preise sind dann noch sehr angenehm und vor allen Dingen ist es nicht so voll. Wir waren über Ostern schon mal eine Woche dort
(in Soulac sure Meer an der Gironde) und es hat uns sehr gut gefallen. Die Route die wir für unsere 3 Wochen planen ,ist ähnlich wie Deine. Deshalb nochmals vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Liebe Grüße
Liebe Eva,
Ich bin begeistert von deinen Reiseberichten🤗🤗
Würdest du mir bitte den Stellplatz aus folgendem Artikel verraten:
Wir haben einen hervorragenden Stellplatz (den besten der ganzen Reise, ich verrate ihn gerne auf Nachfrage) erwischt. Im ruhigeren Nachbarort Capbreton. Direkt hinter der Düne, einem wunderbaren Strand, netten slowenischen Camper-Nachbarn, mit einer Spielgefährtin für unsere Tochter und sogar Baguette Lieferservice am Morgen. Den Platz geben wir nicht mehr her. Wir haben ja unsere Fahrräder dabei und erstrampeln uns die Gegend.
Wir stehen aktuell in Bordeaux.
Alles Liebe für euch.
Grüßle Carmen
Liebe Carmen, das freut mich aber! Vielen Dank. Schau doch mal weiter oben in den Kommentaren, da verrate ich den Stellplatz. Mein Artikel ist doch schon etwas älter, aber eine Leserin hat mir verraten, dass es den Stellplatz immer noch gibt und er nach wie vor empfehlenswert ist. Die Kosten sind evtl. nicht mehr dieselben …
Weiterhin schöne Reise!
Liebe Eva,
Danke für deine Antwort. Da werden wir hinfahren👍🏼.
Ich kann leider gerade deinen Beitrag von Lacanau nicht mehr finden. Seid ihr da frei gestanden? Man verzeihe mir die Fragerei, das Alter😂😂
in Lacanau waren wir gar nicht. Meinst du Cap Breton? Da hatte ich einen Stellplatz empfohlen. Schau mal hier in den Kommentaren: http://www.hiddengem.de/franzoesische-atlantikkueste-im-wohnmobil/
Hallo Eva, toller Bericht! Kurz und unterhaltend. Wir werden dieses Jahr auch die Atlantikküste bereisen und sind froh, dass wir nicht mehr in der Hauptsaison fahren müssen. Mitte Mai bis Ende Juni ist geplant. Auch wir werden hauptsächlich auf Stellplätzen übernachten und unsere Ausflüge von dort starten. Wir hoffen, dass das Wetter um diese Jahreszeit schon sonnig ist. Wir werden unsere Reise in St. Jean De Luz beginnen und uns einfach nach Norden treiben lassen. Ich habe vor Jahrzehnten mit einem Bulli angefangen Camping zu betreiben und habe im laufe der Jahre doch die Vorzüge von größeren Womos lieben gelernt. Euer „Monstermobil“ hatte doch eine sehr angenehme Größe mit ausreichendem Komfort und war auch sicher sehr gut zu fahren. Wir wünschen euch weiterhin so schöne Erlebnisse. Mit Vorfreude im Bauch und liebe Grüße
Wolfgang und Christa
Vielen Dank und euch eine wunderbare Reise. Ein bisschen Schulzeit haben wir noch vor uns und dann erobern wir die Welt auch wieder in der Nebensaison.